Kamelien und Kultur in der Bretagne

von Christoph Laade

Die deutsche Kameliengesellschaft hat im März 2012 die Bretagne mit Gartenreisen Laade besucht. Unter Leitung der französischstämmigen Bernadette Raulf erkundeten 27 Freunde der vielgestaltigen Blütengehölze die Region um Nantes und Brest.

Die Bretagne im Nordwesten Frankreichs ist eine perfekte Region für Kamelien. Die Pflanzen aus den Bergregionen Chinas und Japans lieben ausgeglichene Temperaturen mit wenig Frost und nicht zu heiße Sommer. Zwischen 3 Grad Plus im Winter und max. 25 Grad im Sommer bewegt sich die Quecksilbersäule auf der Halbinsel am Atlantik. Die Kamelien danken es mit üppigem Wachstum und reicher Blüte. Engagierte Gärtner haben sich der Zucht der variationsreichen Gehölze gewidmet und beliefern über Frankreich hinaus Liebhaber in aller Welt.

Nantes

Die Wiege der Kamelienbegeisterung in Frankreich liegt in Nantes. In der ehemaligen Seehafenstadt am Oberlauf der Loire wurden schon 1806 die ersten Pflanzen eingeführt. Im botanischen Garten der Stadt, dem Jardin des Plantes begeistert ein weiter Halbkreis mit über 1000 Sorten. Der Chefgärtner der Pflanzungen erläutert die Pflegemaßnahmen: Wichtig sind schattengebende Gehölzen als Schutz sowie eine gute Mulchschicht aus dem Laub der Kamelien. Weitere Pflege ist nicht mehr nötig. In Nantes werden die Kamelien selbst auf neutralem Boden ( PH – Wert 7) bis zu 8m hoch.

Carnac

Auf den Spuren steinzeitlicher Besiedlungen begaben sich die Reisegruppe mit dem Besuch der Steinfelder bei Carnac, die aus den Geschichten von Asterix und Obelix als Hinkelsteine bekannt sind.

Brest

Hier am“ Ende der Welt“ wie der Name der Provinz Finisterre ( Fin = Ende; Terra = Erde, Welt ) züchtet die Gärtnerei Stervinou in dritter Generation. Viele Preise haben die Gärtner schon gewonnen. Im Jahr werden hier ca. 200 Sorten angeboten und 60.000 Pflanzen aus Stecklingen produziert. Busfahrer Horst wurde auf eine erste Probe gestellt um die vielen Neueinkäufe verstauen zu können.

Nach einem Lunchbesuch im mittelalterlichen Saint Renand standen zwei Privatgärten auf dem Programm. Beide stehen in engem Austausch mit der Gärtnerei Stervinou. Was bei Stervinou noch als freudige Erwartungen weckendes Topfwesen von oben betrachtet wurde, konnte in den Privatgärten Andro und Lamezec in Gesellschaft von Magnolien, Bambus und Tulpenbäumen ehrfürchtig mit Blick auf den blauen Himmel bewundert werden.

Park Treverez 

Die prächtigsten Einzelexemplare waren am folgenden Tag im Park Treverz zu entzdecken. Geführt vom sanften Chefgärtner Pascal war gleich am Eingang des Gartens eine Überraschung fällig: Eine weiße ´Hagoroma´ glich nur wenig der in Deuschland bekannten Sorte. Pascal zeigte an verschieden Beispielen die Wandlungsfähigkeit auch einzelner Kamelienpflanzen. So entwickelten sich 4 Stecklinge einer roten Japonica Sorte zu Pflanzen mit roten, rosa und weißen Blüten sowie einer Pflanze mit rosa und weißen Blüten.

Dies sei nicht verwunderlich, so der Vorsitzende der Kameliengesellschaft Herr Eisen. Vor allem die japanischen Kamelien besitzen eine große genetische Bandbreite, die durch Jahrhunderte lange Zuchtarbeit und Einkreuzungen anderer Arten auf einen heutigen Bestand von ca. 30.000 Sorten ausgebaut wurde. Gärtner Pascal erläuterte auch die Gestaltung des Parkes und die Geschichte des eindrucksvollen Hauses Treverez.

Calvaire in Pleyben

Der Mittagsbesuch galt dem Städtchen Pleyben mit seiner Wallfahrtskirche und deren Darstellung des Kalvarienberges. Solche als “ Calvaire“ bezeichnete Wegkreuze stellen die Leidensgeschichte Christi an vielen Orten der Bretagne dar.

Am Nachmittag überraschte der exotische Garten in Roscoff mit einer Vielzahl von Pflanzen aus Südafrika, Chile, Neuseeland den kanarischen Inseln und Madeira. Proteen, Eucalyptus, Myrten, echte Akazien, Echium und Agaven standen gerade in voller Blüte. Ein mächtiger Granitblock schützt den Garten vor Seewinden und dient als Aussichtsplattform.

Das Ende der Welt?

Für Gärtner ist die Bretagne eine Region mit vielen Überraschungen. Am ehesten ist sie mit der Pflanzenfülle Cornwalls zu vergleichen. Mittelalterliche Städte, imposante Landgüter und die eindrucksvolle Rosengranitküste sind im Frühjahr besonders bezaubernd.

Eine Region zum Verlieben und dabei habe ich noch nicht einmal über die vielen kulinarischen Spezialitäten gesprochen.

Die Deutsche Kameliengesellschaft freut sich über neue Interessenten.

www.kamelien-online.de
Vorsitzender: Hartmut Eisen

Telefon: 0241 9790607